die Seite 1138: Begegnungen.

I. Orte und Personen.

Die Geschichte, die man in dem Hörspiel entlang und über den Marktplatz hört, ist angeregt durch zwei Fotos. Der „erzählerische Bogen“ des Hörganges entwickelt sich quasi genau zwischen diesen beiden Bildern. Da ist einmal die folgende Aufnahme aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, auf dem eine der Busschaffnerinnen dieser Zeit zu sehen ist. Aufgenommen wurde das Bild direkt neben der Lambertikirche:

(Bild: Stadtmuseum Oldenburg)

Im Hintergrund sieht man einen der ‚Obusse‘ der Firma Pekol, welcher ebenfalls in dem Hörgang auftaucht. Steht man heute an diesem Ort, so kann man gut erahnen, wie stark sich der Marktplatz im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer wieder verändert hat:

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Das zweite Bild ist eine Aufnahme vom 10. November 1938 und zeigt den sogenannten „Oldenburger Judengang“. Begleitet von der SA werden die jüdischen Männer vom Pferdemarkt aus quer durch die Stadt zum Gefängnis geführt und später ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert.

(Bild: Stadtmuseum Oldenburg)

Bei der Recherche zu dem Hörspiel bekam einer der Männer auf dem Bild plötzlich einen Namen, da er auf verschiedenen weiteren Fotos zur Geschichte der Juden in Oldenburg zu sehen ist. Bei dem Herrn mit dem hellen Mantel in der Bildmitte handelt es sich um den Oldenburger Kaufmann und Viehhändler Siegfried Josephs (geb. 1885 in Jever, gest. vermutlich 1944 im KZ Auschwitz). Im Hintergrund des Bildes (rechts neben dem SA-Mann, heller Hut) ist außerdem der damalige Rabbiner von Oldenburg, Dr. Leo Trepp, zu sehen.
Aufgenommen wurde das Bild, nachdem die Männer bereits das Alte Rathaus und den Marktplatz passiert hatten. Es zeigt die Gruppe am Beginn der Elisabethstraße:

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II. Eine kleine Verbindung zu einem anderen Hörspiel …

In diesem Jahr wäre der Schriftsteller Alfred Andersch (1914-1980) einhundert Jahre alt geworden. Ein besonders beeindruckendes Hörspiel von Andersch ist die Produktion „Fahrerflucht“ (Südwestfunk/Radio Bremen) aus dem Jahr 1957. Aus Anlass des Jubiläums gibt es ein kleines Zitat dieses Hörspiels im Hörgang Marktplatz. Wer gerne einmal vergleichen möchte, dem sei das Buch mit den Hörspielen von Alfred Andersch aus dem Diogenes Verlag sehr ans Herz gelegt (siehe unten).

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III. Weiterführende Links und Literatur.

Es gibt eine Internetseite mit Materialien zum sogenannten „Oldenburger Judengang“ und der jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltung, dem „Erinnerungsgang“: www.erinnerungsgang.de

Außerdem findet man die ausführlichen Beschreibungen und Hintergründe zu den damaligen Ereignissen in Oldenburg in den folgenden Büchern (alle ausleihbar in der Stadtbibliothek oder der Landesbibliothek Oldenburg):

Dieter Goertz: „Juden in Oldenburg 1930-1938.“
Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1988.

Dr. Enno Meyer: „Die Reichskristallnacht in Oldenburg.“
Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1979.

Karl-Ludwig Sommer: „Oldenburgs ‚braune‘ Jahre (1932-1945).
in: Stadt Oldenburg (Hrsg.): „Geschichte der Stadt Oldenburg 1830-1995
Isensee Verlag, Oldenburg 1996, hier besonders Seite 442-449.

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Jede Menge interessanter Fotos sowie noch mehr Details zum öffentlichen Nahverkehr in Oldenburg in den 30er, 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, zu den ‚Obussen‘ und der Firma Pekol findet man hier:

Klaus-Dieter Stolle: „Der Obus in Oldenburg.“
Verlag Kenning, Nordhorn 2007.

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Und die Hörspiele von Alfred Andersch kann man gerade in diesem Jahr immer wieder auch als Wiederholung im Radio hören. Ansonsten empfiehlt sich die Lektüre dieses Büchleins:

Alfred Andersch: „‚Fahrerflucht‘ und andere Hörspiele.“
Diogenes Verlag, Zürich 2000.

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