die Seite 2053: Spaziergänge ins Grüne

Ausgangspunkte …

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Die Geschichten des Hörgangs Schlossgarten hatten einen ihrer Anfänge zunächst in einem Fundstück, genauer gesagt in zwei Fotografien. Diese fanden sich in einem Schuhkarton, der gefüllt war mit Schwarzweißbildern der eigenen Großeltern. Darunter auch zahlreiche kleinformatige Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf diesen Bildern unter anderem zu sehen: der russische Winter, zerstörte Panzer, Matsch, ein abgeschossenes Flugzeug, der eigene Großvater mit Kameraden in einer Holzbaracke … Und dann plötzlich diese beiden Aufnahmen:

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Es waren die einzigen beiden Bilder, die jeweils in mehrfacher Kopie in dem Karton lagen. Der eigene Großvater als junger Mann mit Ende zwanzig, der Blick nachdenklich, ernst, unverstellt. Keine Spur von Soldatenstolz. Die erste Aufnahme offensichtlich mit Selbstauslöser gemacht. Der junge Mann allein mit der Kamera, allein mit dem Betrachter des Bildes. Auf der zweiten Aufnahme ein Hintergrund, der deutlich zeigt, dass um das Bild herum Gewalt herrscht.
Sind dies Fotos, die der Großvater vielleicht seiner späteren Frau, den eigenen Freunden und Bekannten schicken wollte? Selbstporträts als Soldat, die die ihm wichtigen Menschen zuhause unbedingt sehen sollten? Warum genau diese beiden Bilder in mehrfacher Kopie? Diese Fragen führten schließlich zu der Figur des Soldaten in der ersten Episode des Hörgangs Schlossgarten.

Ein weiterer Ausgangspunkt für den Hörgang war der Wunsch, einige der Themen der bisherigen Hörgänge erneut aufzugreifen und in diesem Hörspiel zu bündeln. Bestimmte „rote Fäden“ sollten erneut auftauchen, neue Verbindungen zwischen den einzelnen Hörgängen angedeutet werden. Dabei wurde dann plötzlich das Plattdeutsche wichtig … Gleichzeitig sollten in diesem Hörgang nicht nur vergangene Zeitschichten hörbar werden, sondern erstmalig auch eine zukünftige.

Die plattdeutschen Passagen dieses Hörgangs wurden übersetzt von Günter Kühn, Autor, Regisseur, von 1975 bis 1995 Leiter der August-Hinrichs-Bühne am Oldenburgischen Staatstheater und unter anderem seit 1998 mitverantwortlich für die Seite „Snacken und Verstahn“ in der Nordwestzeitung Oldenburg.  Über Jahrzehnte war es Kühn immer wieder besonders wichtig, das Plattdeutsche fern ab der Klischees als lebendige Sprache „unter die Leute zu bringen“ und zu erhalten. Mitte Januar 2019, noch vor der Fertigstellung des Hörgangs Schlossgarten, ist Günter Kühn im Alter von 85 Jahren leider verstorben.

 

Quellen und Literatur

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… zum Schlossgarten:

‚Euer Garten ist die Welt‘ – Schlossgarten Oldenburg. 200 Jahre Gartenkultur in Nordwestdeutschland, Isensee Verlag Oldenburg 2014.

– Eberhard Pühl: Schlossgarten Oldenburg – Gehölzführer, Isensee Verlag Oldenburg 2002.

… zum Ersten Weltkrieg definitiv:

– Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues, Herausgegeben und mit Materialien versehen von Thomas F. Schneider, Kiepenheuer & Witsch 2014.

… zur uns erwartenden, näheren Zukunft:

– Eugen Ruge: Follower. Vierzehn Sätze über einen fiktiven Enkel, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2016.

… zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986:

– den umfangreichen Artikel auf Wikipedia. Dort findet man auch ein Bild des in dem Hörgang erwähnten Azteca-Balls.

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